Jeannine Gmelin

News

3. November 2023
«Ich habe in den vergangenen zehn Monaten Ressourcen in mir entdeckt, die ich bis anhin nicht für möglich gehalten habe»
Ich habe entschieden, nochmals in den Profi-Rudersport einzusteigen. Paris 2024 ist mein Ziel. Diese Entscheidung ist über Monate gereift und war nur möglich dank des Supports und der Wertschätzung, die mir mein Umfeld, meine Partnerinnen und Partner entgegengebracht haben. Sie haben mir zugehört und mir vor allem die Zeit gelassen, diesen für mich zentralen Prozess zu durchlaufen.

Ich steige also wieder ins Boot. Ich tue dies mit grossem Respekt vor der Aufgabe, mit enormer Freude und in der tiefen Überzeugung, dass ich in den vergangenen zehn Monaten Ressourcen in mir entdeckt habe, die ich bis anhin nicht für möglich hielt. Ich sehe es nicht als Comeback, sondern als Weiterentwicklung mit einer neu entdeckten Tiefe und einem anderen Verständnis für meinen Sport und mich selbst. Auf dem Weg nach Paris gibt es viele unbekannte Parameter.
Als erstes werde ich mir wieder meinen Kaderstatus erkämpfen und verbandsinterne Leistungstests bestehen müssen. Diese Tests – zusammen mit den Ausscheidungsrennen von SWISS ROWING imMärz 2024 – entscheiden, ob meine Form und Leistung für einen Sitz in einem Verbandsboot reichen.

Hinzu kommt, dass der Quotenplatz für die Olympischen Spiele im Einer aktuell noch nicht gesichert ist. Es gibt also viel zu tun für mich und die Zeit ist knapp. Das bedingt von meiner Seite absoluten Fokus, volle Konzentration und bedingungslosen Einsatz meiner Kräfte. Ich bin überzeugt, dass ich dabei - wie immer in meiner Karriere - auf eure Unterstützung zählen kann. Und auf euer Verständnis dafür, dass ich meine Energie kanalisieren und in absehbarer Zeit vollkommen absorbiert sein werde.

Vielen Dank hierfür.
Herzlich, Jeannine Gmelin
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Meine Ruderwelt

Der Start
2000 Meter pures Adrenalin

2000 Meter, knapp siebeneinhalb Minuten. Vom Ufer aus wahrgenommen als elegantes Dahingleiten im Einer. Für mich bedeutet es 250 Schläge voller Konzentration und Power, die mich an die Grenze des Erträglichen bringen. Springt die Startampel von rot auf grün, gibt es nur noch mich und mein Boot.

Die ersten 1000 Meter – Halbzeit

Das erste Streckenviertel - Maximumpuls: 200 Schläge pro Minute - die Lunge brennt, Laktatschmerzen - wie stechende Nadeln - setzen ein. Die Stimme, die mich verleiten will, den Schmerzen nachzugeben, wird in mir immer lauter. Ich muss sie ausblenden – das Boot Schlag für Schlag Richtung Ziel treiben. Fokus auf den Moment, auf meinen Atem. 70% Beinarbeit, 20% Rumpfarbeit, 10% Armarbeit. Das Ende naht, und die Schlagfrequenz steigt jetzt von etwas über 30 auf fast 40 Schläge pro Minute an. Dann. . .

2000 Meter und im Ziel

. . . das erlösende Zielhorn. Im ersten Moment gelähmt vor Schmerz, brauche ich ein paar Minuten, bis ich einigermassen bei Sinnen bin und mich überhaupt bewegen kann. Rudern war einst Hobby, dann Leidenschaft, und unterdessen ist es mein Beruf.

Aufgewachsen zusammen mit meinen drei Geschwistern in Uster, der Stadt am Wasser im Zürcher Oberland, war der Greifensee mein zweites Zuhause. Heute ist mein Zuhause überall dort, wo ich dieses unbeschreiblich leichte Gefühl erleben kann, übers Wasser zu gleiten.

«Attention go» – Ziel: Paris 2024

Die Suche nach dem perfekten Schlag ist endlos. Sie treibt mich an, man kann fast sagen, ich bin besessen davon. Das Zusammenspiel von Ausdauer, Kraft, Technik und mentalen Skills ist für mich einzigartig und macht meine Faszination für diesen Sport aus: Das Warten in den Startblöcken auf das «Attention – go», die Spannung, die mich umgibt, im Wissen um die vielen Schmerzen, in die ich mich gleich begeben werde. Die Neugierde, wie gut es mir gelingen wird, meinen Rennplan vom ersten bis zum letzten Schlag abzurufen. Und dann, unmittelbar vor dem Startschuss die grosse Dankbarkeit, zeigen zu können, wofür ich jeden Tag hart, mit viel Leidenschaft und kompromisslos arbeite. Der Weg an die Spitze ist herausfordernd. Auf allen Ebenen unabdingbar: Commitment, Herzblut und eiserner Wille. Unvermeidbar: Höhen und Tiefen. Doch das Fernziel ist klar: eine Medaille an den kommenden Olympischen Spielen in Paris 2024.

Fotofinish